Chronik 1918-1947

Die Geschichte der Klinkumer Schützenfeste begann im Jahre 1909 mit der Gründung der St.- Hubertus-Schützenbruderschaft. Und weil ein zünftiges Schützenfest nun einmal ohne das mehr rhythmische als melodische Spiel von Pfeifern und Trommlern kaum vorstellbar ist, so ist es nicht verwunderlich, dass die Klinkumer Schützenbrüder bereits zu jener Zeit nach den Klängen von Trommeln und Pfeifen über die damals noch staubigen Straßen marschierten. Die Zahl der Spielleute war damals allerdings recht dürftig, wie die älteren Einwohner Klinkums erzählten. Jedoch reichte für die damaligen Verhältnisse, in denen Ansprüche noch recht bescheiden waren, der Schlag der von Peter Schmitz gespielten Trommel und das Spiel der Flöte, die sein Sohn, Johann Schmitz, blies, offensichtlich aus. Demnach wurde bereits vor dem 1. Weltkrieg in Klinkum das Trommel- und Pfeifenspiel gepflegt.

Kaum aus dem Krieg nach Klinkum heimgekehrt, beschlossen Ende des Jahres 1918 der Schustermeister Josef Küppers und der Schmiedemeister Wilhelm Eickels ein Trommler- und Pfeiferkorps zu gründen. Durch einen handgeschriebenen Zettel, den sie an einem Baum nagelten, luden sie Interessierte zu einer Besprechung in die Gaststätte Heinrichs, dem späteren Vereinslokal Jakobs, ein. Diese Versammlung, an der außer den vorgenannten Initiatoren noch Heinrich Eickels, Peter Hastenrath, Josef Heinrichs, Wilhelm Heinrichs, Gerhard Jakobs, Josef Jakobs, Leonhard Jakobs, August Maßen und Anton Schrötgens teilnahmen, führte dann zur Gründung des Trommler- und Pfeiferkorps Klinkum.

Bereits zu Beginn des Folgejahres traten die Gründer zu den ersten Proben zusammen, die in der alten Schmiede der Familie Eickels stattfanden. Die Trommler (Peter Hastenrath, Josef Heinrichs, Wilhelm Heinrichs und August Maßen), die zunächst, wie auch heute noch, auf einem Holztisch ihre ersten Schläge übten, wurden von Josef Küppers und Wilhelm Eickels angeleitet. Die Pfeifer (Heinrich Eickels, Josef Jakobs, Leonhard Jakobs und Anton Schrötgens) fanden ihren ersten Lehrmeister in Gerhard Jakobs, der im 1. Weltkrieg als aktiver Hornist Dienst getan hatte.

Gerhard Jakobs

Zu einer durchschossenen Trommel, die Wilhelm Eickels aus dem Russlandfeldzug mitgebracht hatte und die zunächst das einzige Instrument des Korps war, wurden bald weitere Trommeln und Flöten angeschafft. Die Übungsabende verlegte man bald aus der Schmiede erst in die Gaststätte Görtz, später in die alte Schule in Unterklinkum. Schon zu Beginn der zwanziger Jahre fand man dann in der Gaststätte Heinrichs das Vereinslokal, dem man, von den durch die Nachkriegswirren der Jahre 1945 bis 1951 bedingten Verhältnissen abgesehen, bis zu seiner Schließung treu geblieben ist. Im Jahre 1922 erhielt das Korps seine erste Uniform. Diese war aus feldgrauen Militärröcken gefertigt, die grün umgefärbt worden waren. Das Entgelt für die Färbearbeiten wurde, im Hinblick auf die damalige Währungskrise, in Eiern entrichtet.

Die durch ständiges Üben erworbenen Fertigkeiten erlaubten es dem jungen Verein bereits in den ersten Nachkriegsjahren zu den Schützenfesten in Klinkum aufzuspielen. Allerdings geschah dies zunächst unter Zuhilfenahme eines auswärtigen Tambourmajors, da das Korps in Klinkum einen solchen noch nicht herangebildet hatte. Schon 1923 jedoch nahm Wilhelm Eickels den Tambourstab in seine Hände und führte ihn bis zum Jahre 1961 in seiner einzigartigen Weise.

Wilhelm Eickels

Der durch Neuaufnahmen auf 16 Mitglieder angewachsene Verein nahm 1925 erstmalig an einem Wettstreit in Arsbeck teil. Die damaligen Mitglieder berichteten, dass dieser Wettstreit aufgrund eines Erlasses der französischen Besatzungsbehörden nicht unter freiem Himmel, sondern in einem geschlossenen Raum, dem späteren „Arsbecker Hof“, stattfand. Bereits dieser erste Auftritt war ein Erfolg für das Korps, denn der Pfeifer Gerhard Jakobs errang als Hornist einen der ausgesetzten Preise. In der Folgezeit mehrten sich die Erfolge des Vereins. Die Teilnahme an zahlreichen Treffen, etwa in Würm, Breberen, Brunssum (Niederlande), Moorshoven und Holtum, führte dazu, dass sich die Orden an der Brust des Korpsführers und der übrigen Mitglieder häuften. Es war in jener Zeit, dass sich das Korps den Ruf erwarb, der ihm noch heute anhaftet: die besondere Fertigkeit und Akribie im Parademarsch. So gewann es 1927 in Ophoven unter 27 teilnehmenden Vereinen den Ehrenpreis in dieser Sparte.

Die Hauptaufgabe des Vereins war jedoch zu den Schützenfesten der St.-Hubertus-Bruderschaft Klinkum aufzuspielen. Durch die stets guten Beziehungen der Klinkumer zu ihrem Nachbardorf Tüschenbroich ergab sich, dass das Trommler- und Pfeiferkorps seit Ende der zwanziger Jahre auch zu den Veranstaltungen der dortigen Schützenbruderschaft aufspielte. Es ist daher wenig erstaunlich, dass die Tüschenbroicher das Klinkumer Korps gleichermaßen als „ihr“ Trommlerkorps betrachten.

Trommler- und Pfeiferkorps Klinkum im Jahr 1928

In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 sowie in den ersten Jahren danach kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen, da es zum einen keine Schützenfeste mehr gab, und auch die meisten Korpsangehörigen zum Kriegsdienst eingezogen waren. Hart traf den Verein der Tod der Mitglieder Heinrich Kohlen, Josef Kohlen, Matthias Nießen und Josef Kohlen, die auf verschiedenen Kriegsschauplätzen fielen.